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Japanisch, Höflichkeitsstufen

Hinweis:
Bei diesem Text handelt es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen. Den Originaltext finden Sie unter
https://kimallen.sheepdogdesign.net/polite/
Sie haben wahrscheinlich schon gehört, dass in den asiatische Sprachen im Allgemeinen - und wahrscheinlich im Japanischen im Besonderen - die Höflichkeit sehr ernst genommen wird. Das ist in der Tat wahr und die Höflichkeit ist eine komplizierte Angelegenheit, besonders für westliche Ausländer. Wenn Sie eine europäische Sprache sprechen, sind Sie sich möglicherweise der höflichen Form bereits bewußt - Deutsch zum Beispiel benutzt ein höfliches Pronomen (Sie), welches Pluralverbformen benutzt, auch wenn es sich auf den Singular bezieht. Aber ich versichere Ihnen, das selbst diese Art der Höflichkeitsform meilenweit davon entfernt ist, Ihnen ein Verständnis der japanischen Höflichkeitsstufen nahezulegen.
Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass verschiedene Stufen der Höflichkeit im Japanischen wie verschiedene Sprachen sind. Die Verbformen sind vollkommen unterschiedlich. Zum Beispiel die normal-höffliche Vergangenheitsform des Verbes yomu (lesen) ist yomimashita. Die zwanglose Form ist yonda. Die gehobene Form ist oyomi ni natta (oder oyomi ni narimashita). Total verschieden.
Es steht mir fern, hier all die kulturellen Nuancen der japanischen Höflichkeit zu erklären. Tatsächlich kenn ich Sie nichtmal alle als ein Gaijin - man muss längere Zeit in Japan leben um die Details ganz zu begreifen (und man wird sie als Fremder nie vollständig begreifen können). Was ich hier tun werde ist die grundsätzlichen Dinge erläutern, damit Sie sich überhaupt eine Vorstellung machen können.

Mindestens vier Stufen

Es gibt mindestens vier Stufen der japanischen Höflichkeit, mit ein paar weiteren Feinheiten darüber hinaus. Diese sind schwierig zu beherschen, so wie sie sind - und es wird noch dadurch verschlimmert, dass niemand die Stufen gleich benennt. Ich werde versuchen die Namen die Sie möglicherweise hören werden hier anzugeben, aber seien Sie nicht überrascht, wenn Sie auch andere hören.
Die erste Stufe ist Unverschämte oder Unverblühmte Sprache, welche Sie nicht in einer normalen Unterhaltung verwenden würden. Es ist entweder gemeine Sprache die daraus besteht, 'auf jemanden herabzureden', oder es ist sehr kollegial und nur für sehr vertraute Freunde angebracht. Offen gesagt weiß ich nicht sehr viel über diese Stufe der japanischen Sprache. Aber ich werde die unhöfliche Befehlsform erwähnen (siehe weiter unten). Sie werden diese Stufe aber sowieso nicht wirklich brauchen.
Dann gibt es die Lässige, Unvermittelte Sprache oder 'Kindersprache'. Dies ist die Stufe der Sprache, die die Kinder lernen, bevor ihnen die höfliche Sprache in der Schule beigebracht wird. Sie wird auch häufig in den durchschnittlichen Formen verwendet, selbst in höflichen Sätzen, so dass Sie sie selbst dann kennen müssen, wenn sie vorhaben sollten, sich nur in der höflichen Stufe auszudrücken (was sie als Fremder tun sollten). Diese Lässige Sprache wird auch zwischen Familienmitgliedern und gleichen Erwachsenen, welche Teil der selben "In-Gruppe" sind - wie beispielsweise in einer Firma - benutzt. Wenn Ihre japanischen Freunde irgendwann Lässige Sprache mit Ihnen sprechen, wissen Sie, dass Sie die Grenze zum engen Freund durchbrochen haben. Und schließlich wird die Lässige Sprache in Dokumenten verwendet, die unpersönlich geschrieben sind, wie zum Beispiel Zeitungen oder Doktorarbeiten.
Die Sprache die Sie am häufigsten verwenden werden ist die Höfliche Sprache, auch normal-höflich genannt. Glücklicherweise sind die Verb-Endungen in dieser Höflichkeitsstufe sehr einfach - sie enden alle auf -masu oder -desu (oder -mashou oder -deshou). Diese Sprache ist 'sicher'; sie ist immer höflich. Sie wird von Erwachsenen benutzt, die nicht in der selben In-Gruppe sind oder die sich gegenseitig nicht besonders gut kennen. In Firmen wird sie regelmäßig für Kommunikation benutzt, die nur ein bisschen die Befehlskette nach oben geht, wenn man beispielsweise mit seinem Chef spricht (weiter nach oben muss man die Ehrende Sprache benutzen). Höfliche Sprache wird nahezu immer gegenüber Fremden verwendet, welche nach Definition Teil der "Außen-Gruppe" sind. Wie oben erwähnt lernen die Kinder sie erst in der Schule, so dass es durchauß vorkommen kann, dass Sie sehr junge Kinder in Lässiger Sprache auch mit Erwachsenen sprechen hören.
Und schließlich gibt es die Ehrende Sprache, welche manchmal einfach Förmliche Sprache genannt wird (im Japanischen nennt man sie keigo). Man benutzt sie, wenn man mit oder über Personen spricht, die weit über einem stehen, wie beispielsweise Firmenvorstände oder königliche Personen. Sie kann auch gegenüber älteren Menschen, Kunden oder Menschen, denen man mit großem Respekt begegnet benutzt werden.
Nebenbei: Es gibt hier allerdings sehr viele Feinheiten. Wenn man über den Geschäftsführer der eigenen Firma in der Gegenwart auschließlich von Mitarbeitern aus der eigenen Firma spricht, würde man die Ehrende Form benutzen. Aber wenn auch jemand von einer anderen Firma (ein "Ausenseiter") anwesend ist, muss man die Lässige Form benutzen um hervorzuheben, dass der Geschäftsführer einer der eigenen Leute ist und der Ausenseiter firmentechnisch außerhalb steht.
Die Höflichen Formen werden weiter unterteilt in demütige und erhabene Formen, abhängig davon, ob man sich selbst 'herabsetzt' oder jemand anderen 'empor hebt'. Dies ist davon abhängig wer die Aktion des Verbes ausführt - Ihre Aktionen sind selbstverständlich demütig, während die der anderen erhaben sind.
Vorsicht Fachausdrücke:
Wenn Sie einen Text lesen der diese Stufe "formale Sprache" nennt, nennt er möglicherweise erhabene Sprache "Ehrend". Demütigende Sprache ist stets das gleiche, aber seien Sie vorsichtig dass Sie darauf achten, ob "Ehrend" die übergeordnete Kategorie ist oder nur die Teilmenge die den Gegensatz zu demütig herstellt:
Ehrenhaft
Erhaben/Demütig
Respektvolle Sprache

Formal
Ehrenhaft/Demütig
Respektvolle Sprache
Einige Begriffe aus der höflichen Sprache (Keigo)
Tatsächlich beschränkt sich die Ehrende Form nicht nur auf die Verben. Nomen, Adjektive und Verben können alle in die Ehrende Form gebracht werden. Hier ein paar Beispiele:
Nomen
Wenn das Nomen mit der kun-Lesung (japanisch) gelesen wird, kann man es in die Ehrende Form bringen, in dem man ein o voranstellt. Ein Beispiel ist okane (japanisch für "Geld" oder "Gold") welches gewöhnlich in dieser Form angegeben wird. Wird das Nomen mit der on-Lesung (chinesisch) gelesen, so fügt man das Prefix go an, wie beispielsweise in dem Wort gohan (han steht für gekochter Reis). Diese Wörter benutzen Sie erhaben, wenn sie sich auf jemand anders beziehen und demütig, wenn sie sich auf Sie beziehen.
Nebenbei, Sie sollten keine eigenen ehrenden Formen einführen. Es gibt spezielle Formen die immer mit Prefix benutzt werden und andere, bei denen es sehr merkwürdig klingen würde. Warten Sie, bis Sie jemanden eine Ehrende Form benutzen hören, bevor Sie sie selbst benutzen.
Es gibt auch höffliche Formen von Wörtern die häufig benutzt werden, die jedoch ganz andere Wörter sind. Zum Beispiel ashita (morgen) ist ein gebräuchliches Wort, aber in formelen Situationen kann es sein, dass Sie eine höflichere Form hören, myounichi. Diese Wörter werden weitläufig teinei genannt und ich werde ihnen hier nicht ganz gerecht. Sie werden auch shoushou anstatt sukoshi oder chotto (ein bisschen) hören und honjitsu anstatt kyou (heute).
Adjektive
Adjektive werden in die höfliche Form gebracht, in dem man spezielle Endungen anfügt (Ich beziehe mich hier nur auf i-Adjektive). Man muss nur die Endung austauschen: -oi und -ai werden zu -ou (langes o); -ii und -ui werden zu -uu (langes u). So wird atarashii (neu) zu atarashuu, während osoi (spät oder langsam) zu osou wird. Dann, anstatt auf das desu zu bestehen, um das Adjektiv höflich zu machen, hängen Sie (de) gozaimasu oder (de) irasshaimasu an (dies sind die Ehrenden Formen von (de) aru; siehe weiter unten).
Verben
Hier beginnt der ganze Spaß eigentlich erst. Es gibt demütige Verben und erhabende Verben, von denen letztere oft noch zwei verschiedene Formen haben. Und anders als die typischen japanischen Verben, für die es nur zwei unregelmäßige Formen gibt, haben die ehrenhaften Verben eine ganze Menge Ausnahmen.
Demütig: Die meisten demütigen Verben werden aus dem -masu Stamm des Verbes gebildet, in dem vorne o- angehängt wird und das Verb suru (sein) ans Ende. So lautet die demütige Form des Verbes kaku (schreiben) okaki suru und würde am Ende eines Satzes als  … okaki shimasu verwendet werden. Man benutzt diese Form, wenn man zu einem Vorgesetzten spricht (man demütigt sich selbst in dessen Gegenwart).
Um noch demütiger zu sein, benutzt man die demütige Form von suru welche itasu lautet. Man kann also sagen  …okaki itashimasu.
In manchen Fällen gibt es besondere demütige Verbformen, wenn das Objekt des Verbes ein Ort oder eine Sache von Respekt ist. Zu erst mairu und ukagau, welche die demütigen Formen von iku (gehen) sind (manchmal wird ukagau auch als die demütige Form von tazuneru (besuchen) übersetzt). Wenn Sie also zum Haus ihres Lehrers gehen (ein Objekt des Respektes), würden Sie ukagau benutzen, aber wenn Sie einfach Ihrem Lehrer erzählen, dass Sie morgen zum Bahnhof gehen werden, würden Sie mairu benutzen.
Beim zweiten Sonderfall handelt es sich um miru (sehen) und kiku (hören). Wenn Sie ein Objekt des Respektes sehen oder hören, benutzen Sie haiken suru und ukagau entsprechend. (Ja, das ist das gleiche ukagau wie oben. Es gibt mehrere Wiederholungen wie diese bei den ehrenden Verben).
Erhaben: Eine Möglichkeit erhabene Verbformen zu bilden ist, den -masu Stamm zu nehmen, vorne ein o- anzuhängen und hinten die Endung ni naru. So lautet die erhabene Form von kaku okaki ni naru, welche, wie suru in der demütigen Form, in der Anwendung die richtige Konjugation von naru haben würde. Man benutzt diese Form, wenn man zu einem Vorgesetzten über etwas, das sich auf ihn bezieht spricht, oder wenn man mit einem Kollegen über einen Vorgesetzten in der dritten Person spricht. Wenn Sie zum Beispiel Ihren Chef fragen, ob er ein Buch bereits gelesen hat, könnten Sie sagen: Kono hon mou oyomi ni narimashita ka?
Eine weitere Möglichkeit, erhabene Formen zu bilden besteht darin, das Passiv des Verbes zu benutzen. Das erscheint mir für mein westliches Gehirn sehr merkwürdig, aber es existiert im Japanischen tatsächlich. So bilden Sie das Passiv: Bei einem regelmäßigen Verb ändern Sie die -nai Form zu -reru (so wird iku (gehen) welches sich zu ikanai beugt zu ikareru im Passiv). Bei einem halbregelmäßigen Verb ändert sich die -nai Endung zu -rareru (so wird taberu (essen) zu taberareru). Die unregelmäßigen Verben kuru und suru werden zu korareru und sareru. Wenn Sie also über den Vorstand Ihrer Firma sprechen, welcher ein Buch liest, könnten Sie sagen Shachou wa kono hon o yomaremashita.
Ausnahmen: Natürlich wäre das alles viel zu einfach, wenn es nicht ein paar Ausnahmen geben würde um Sie aus dem Konzept zu bringen: Für den Anfang nur ein paar Beispiele: Die erhabene Ausnahmeform irassharu wird für drei Verben benutzt: iku (gehen), kuru (kommen) und iru (sein). So ist es manchmal schwer, festzustellen, was eine Person macht / ist - Sie müssen das aus dem Kontext heraus erkennen. Auch gibt es eine Menge anderer Ausnahmen, die ich nicht im Detail behandeln werde. Die demütige Form von au (sich treffen) zum Beispiel, ist nicht oai suru, sondern ome ni kakaru; die ehrende Form von neru (schlafen) ist nicht one ni naru sondern oyasumi ni naru. Und es gibt eine Menge solcher Ausnahmen.
Sprache gefunden haben. Ein Beispiel ist ohayou gozaimasu ("guten Morgen" - oder wörtlich "es ist früh"). Ohayou ist die ehrende Form des Adjektivs hayai, welches "früh" bedeutet. Gozaimasu kommt von gozaru, die demütige Form des Verbes aru (sein). Ein weiteres Beispiel ist onegaishimasu, eine Art allumfassendes Wort für "bitte gib mir das" oder "bitte mach das für mich". Das Verb negau bedeutet "fragen, hoffen, beten, bitten". Also bedeutet onegaishimasu so etwas wie "Ich bitte demütig darum".
Hier noch ein paar andere Bemerkungen zum Höflich-sein:

Befehle

Ein Ziel der japanischen Unterhaltung ist es, dem Zuhörer ein angenehmes und sicheres Gefühl zu vermitteln. Aber manchmal muss man andere darum bitten, etwas zu tun, und das grenzt dann schon an Unhöflichkeit. Es überrascht nicht, das Befehle in Japan mit äußerster Vorsicht verwendet werden, mit Formen, die ein bisschen höfflicher sind als gewöhnlich.
Es gibt eine richtige Befehlsform, aber wenn Sie diese wirklich als Befehl benutzen würden, würde dies an eine direkte Beleidigung grenzen. Sie würden diese Form nicht wirklich benutzen, außer Sie sprächen zu einem Untergebenen oder einem sehr engen Freund. Sie könnnen Sie allerdings in unpersönlichen Situationen benutzen, in denen es sich offensichtlich nicht um einen Befehl handelt - wenn Sie zum Beispiel einen Sportverein anfeuern - Ganbare! (Los!). Ich habe diese Form auch auf Verkehrszeichen gesehen, wie zum Beispiel Tomare (Stopp).
Zum Zweiten gibt es eine höflichere Form, welche als Befehlsform für enge Freunde benutzt werden kann. Zum Dritten existiert der normal-höffliche Befehl, welcher ein bisschen steif ist, aber sich gut für Fremde eignet. Des weiteren gibt es die ehrende Form, welche sehr höflich ist. Dies ist die einzige Form, welche man von Ihnen erwartet, wenn Sie "Befehle" an einen Vorgesetzten richten (das klingt dann wie höffliche Bitten oder Ratschläge). [Ich beschönige hier ein bisschen; tatsächlich gibt es verschiedene Art und Weisen, um Befehle in jeder Höfflichkeitsstufe zu bilden. Aber momentan gebe ich nur einen kurzen Überblick.]
Betrachten wir das Verb suwaru (sich setzen):
Unhöffliche, wahre Befehlsform: Suware (diese sollten sie selbstverständlich nicht benutzen)
Salopp: Suwari nasai
Höflich: Suwatte kudasai
Ehrend: Osuwari kudasai
Alle diese Formen bedeuten "Setz dich" oder "Bitte setz dich". (Wenngleich Sie in der Praxis möglicherweise die Form okake kudasai für die ehrende Form des Verbes kakeru benutzen würden, welches auch "sich setzen" bedeuten kann.)
Sie sehen also, die Verben sind sehr unterschiedlich, je nach dem, wie höflich Sie sein möchten. Viel des Japanischen ist so. Dies erschwert es ungemein, in "Echtzeit" zu sprechen, da Sie ständig darüber nachdenken müssen, welche Verform Sie gebrauchen sollten.

Tuen Sie es nicht nicht

Zusätzlich zu den Befehlen gibt es Formen um Ratschläge, Erlaubnisse oder Verbote für Handlungen zu erteilen. Ähnlich den Befehlen, haben diese das Potential schroff zu klingen, weshalb sie sehr vorsichtig behandelt werden. Die Überschrift dieses Abschnittes zeugt von der Tatsache, dass manche dieser Formen doppelte Verneinungen sind, was es schwierig machen kann, sie richtig zu hören. Ich werde sie nicht alle durchgehen, aber hier ein kleiner Vorgeschmack:
Um zu sagen "Ich muss jetzt raus", sagen Sie wörtlich "Wenn ich nicht rausgehe, wird [es] nicht werden." Ich vermute [es] bezieht sich auf das Leben im Allgemeinen - wenn man nicht X macht, wird sich die gesamte Zukunft nicht richtig entwickeln können. Das ist typisch japanische Raffinesse :-).
So gibt es zum Beispiel:
Dekakenakereba narimasen (oder … naranai desu) - "Ich muss raus."
Kaeranakereba narimasen - "Ich muss nach Hause."
Sie können auch andere Befehlsformen als doppelte Verneinungen ausdrücken. Um zu sagen "Du musst dich hinsetzen", können Sie wörtlich "Nicht hinzusitzen, [das] kann nicht gehen." sagen. Und wieder haben wir die Anmerkung, dass die Welt zu Ende gehen wird, wenn diese Handlung nicht ausgeführt wird. Das soll Ihnen ein angenehmes Gefühl geben, es zu tun - immerhin retten Sie das ganze Universum und führen nicht nur den Wunsch der anderen Person aus.
Also gibt es:
Suwaranakute wa ikemasen. - "Du musst dich hinsetzen."
Kakanakute wa ikemasen. - "Du musst schreiben".
Verbote werden mit dem selben Satz wie oben ausgedrückt, jedoch mit einer einfachen Verneinung:
Suwatte wa ikemasen. - "Du darfst dich nicht hinsetzen."
Kaite wa ikemasen. - "Du darfst nicht schreiben."
Oder Sie können höflich darum bitten, das eine Person etwas nicht tut: Suwaranaide kudasai. - "Bitte setz dich nicht."
Kakanaide kudasai. - "Bitte schreib nicht."
Erlaubnis wird erfragt (oder erteilt) in dem man fragt, ob (oder mitteilt, dass) die Handlung gut (ii) ist. Wenn Sie sitzen möchten, fragen Sie höflich:
Suwatte mo ii desu ka.
Die Antwort könnte sein Hai, suwatte mo ii desu.. Wie auch immer, seien Sie hiermit ein wenig vorsichtig. Es hat den Geschmack von "Ja, Sie haben meine perönliche Erlaubnis, sich zu setzen. Eine anmutendere Antwort wäre einfach Douzo ("Natürlich" oder "Ich bitte darum").
Genauso benutzt man die verneinte -te Form um zu sagen Suwaranakute mo ii desu. was so viel bedeutet wie "Es ist ok, sich nicht hinzusetzen." (oder "Sie müssen sich nicht hinsetzen.")
Möglicherweise ist Ihnen aufgefallen, dass all diese Formen sehr stilisiert und besonders sind und sich nicht gut wörtlich übersetzen lassen. Manchmal ist es wie im Deutschen - der Ausdruck "haben zu" (wie beispielsweise in dem Satz "Du hast zu lernen, wenn du bestehen willst.") macht wörtlich nicht viel Sinn. Es scheint so, als wäre jeder darum besorgt, Erlaubnisse, Verbote, usw. immer ein wenig höflich und vorsichtig zu erteilen.

Anspielungen und Indirektheit

Ein anderer Gesichtspunkt der japanischen Höflichkeit ist die Indirektheit; Japanisch ist eine unglaublich indirekte Sprache. Die Offenheit die wir im Westen schätzen - "Kein Blatt vor den Mund nehmen", "Sagen was man denkt" - wird in der japanischen Kultur als ein wenig unverschämt angesehen. Grob. Peinlich unverblühmt. Und frei heraus intellektuel anspruchslos.
Die wahre Kunst der Japanischen Unterhaltung ist es, auf die richtige Art feinsinnig zu sein. Indirekt zu sein und deshalb höflich zu sein. Die Unterhaltung zu lenken, jedoch ohne dies offensichtlich zu tun, so dass die Person zu der man spricht sich angenehm und geehrt fühlt.
[Lassen Sie mich hier eine Anmerkung einfügen: Dies bedeutet nicht, das Japanisch eine "unklare" Sprache ist, wie man das manchmal von Westlern hört. Sie ist sogar sehr genau. Sie ist nur auf eine Art und Weise genau, die für uns schwer zu verstehen ist. Das ist ok - man kann die Art und Weise wie das Gehirn zu denken gelernt hat nicht ändern. Jedoch bedeutet es, dass es einen deutschen Muttersprachler viel Arbeit kostet, wirklich in der lage zu sein, sich klar mit Japanisch auszudrücken.]
Um ein sehr einfaches Beispiel zu geben, Einladungen werden für gewöhnlich gemacht, in dem man eine verneinte Verbform benutzt. Man fragt Menschen nicht, ob sie etwas tun möchten, man fragt sie, ob sie es nicht tun möchten. Wir haben das in der deutschen Sprache auch - man kann jemanden einladen in dem man zu ihm sagt, "Möchtest du nicht kommen?" oder "Möchtest du nicht diesen Film ansehen?" aber das ist ein wenig schwerfällig. Man würde das nicht zu einem guten Freund sagen. Allerdings ist dies in Japan der übliche Gebrauch. Kimasen ka. bedeutet "Willst du nicht kommen?" und wird häufig benutzt.
Auch werden Anfragen oft sehr indirekt gemacht. Anstatt direkt zu fragen, "Kann ich dein Telefon benutzen?" ist es höflicher einen weicheren Satz zu benutzen, wie beispielsweise "Ich würde gerne telefonieren, aber …" Denwa o shitain desu kedo … und den Rest auszulassen. Dann antwortet die andere Person, in dem sie Sie einlädt, das Telefon zu benutzen Douzo.
Gleichermaßen, wenn Sie etwas tun möchten, was aus der Reihe fällt, wie Ihren Chef um Urlaubszeit zu bitten, bewegen Sie sich um das Thema herum und bringen ihn dazu, sich in die Unterhaltung einzuschalten, in dem er Ihnen Fragen stellt. Sie deuten an, dass Sie nächste Woche gerne nicht da wären. Dann fragt Sie Ihr Chef warum, und Sie können erklären das Ihre Familie in die Stadt kommt, oder was auch immer. Es wäre unhöflich reinzukommen und direkt zu sagen "Meine Familie kommt nächste Woche. Kann ich drei Tage frei haben?" denn dann schließen Sie die andere Person aus dem Gespräch aus. Es gibt nicht mehr viel zu sagen außer Ja oder Nein. Das ist nicht sehr höflich!

Höflichkeit im Deutschen

Sie haben gesehen, japanische Höflichkeitsformen sind nahezu wie unterschiedliche Sprachen!
Das Deutsche hat bis auf die Unterscheidung zwischen Du und Sie keinerlei solcher Konstrukte für Höflichkeit, was die Leute glauben macht, die deutsche Sprache sei einfacher und direkter. Ganz nach dem deutschen Geist von Ordnung, Fleiß und Direktheit kümmern wir uns nicht um diese ganzen dummen Ehrungen und töff-töff höflichen Ausdrucksformen, richtig?
Aber Moment. Haben uns unsere Eltern nicht immer gescholten als wir noch Kinder waren, und uns angehalten "höflich zu sein" wenn wir mit Erwachsenen sprechen? Was denn nun? Was ist höfliche Sprache im Deutschen?
Hierüber musste ich sehr genau nachdenken. Wahrscheinlich gibt es genauere Analysen, was Höflichkeit im Deutschen bedeutet, aber was mein eigenes Denken betrifft, so scheint es, das Höflichkeit mit verschiedenen Dingen zu tun hat:
  • Zuerst das Benutzen des Konjunktivs. Wenn ich mit meinem Chef spreche, sage ich "Ich würde gerne …" anstatt "Ich will …". Ich könnte ebenso den Konjunktiv einfügen, um Ungewissheit auszudrücken wie in dem Satz "Wäre es möglich mit Ihnen morgen über diese Sache zu sprechen."
  • Der Konjunktiv ist sogar ein Teil einer breiteren höflicheren Art zu sprechen, welche indirekter ist als gewöhnliches Deutsch. Sich höflich auszudrücken bedeutet, das Dinge unsicher klingen, so dass die andere Person weiterhin Kontrolle hat. Sie können beispielsweise zu einem Freund sagen, "Ich würde mich gerne zum Essen treffen! Lass uns das neue Restaurant in der Altstadt ausprobieren. Ich hab Freitag frei, in so fern es nach 12:15 Uhr ist." Das ist sehr direkt, aber wenn es sich um Ihren Freund handelt, versteht er, dass er auch seine eigenen Vorschläge einbringen kann. Zu einem Geschäftspartner, den Sie nicht sehr gut kennen, oder zu einem Vorgesetzten, würden Sie wahrscheinlich so etwas wie das Folgende sagen: "Danke für die Einladung; Ich würde mich gerne zum Essen treffen. Es gibt ein neues Restaurant in der Altstadt, welches gute Kritiken bekommen hat - haben Sie Interesse? Freitag würde mir gut passen - aber ich könnte erst ab 12:15 Uhr, da ich am späten Morgen noch eine Sitzung habe."
    Puh! Die zweite Variante ist sehr viel länger, da sie absichtlich provisorisch klingen soll und weil sie ein paar erklärende Konstrukte hat, um die man sich in der gewöhnlichen Unterhaltung nicht weiter kümmern muss.
  • Höfliches Deutsch ist auch grammatikalisch korrekter als gewöhnliches Deutsch - was wahrscheinlich auf jede Sprache zutrifft. Und es benutzt weniger Verkürzungen. Ein paar Beispiele:

    Gewöhnlich: "Ich hab vier Gabeln - willst du eine?"
    Höflicher: "Ich habe hier vier Gabeln. Möchtest du eine haben?"

    Gewöhnlich: "Peter macht immer so Zeug."
    Höflicher: "Peter macht oft solche Dinge."

    Gewöhnlich: "Machen wir einfach irgendwas."
    Höflicher: "Was immer Du gerne tun möchtest - ich schließe mich Dir an."

  • Und schließlich ist mir aufgefallen, dass es eine weitere Möglichkeit gibt, Deutsch höflicher klingen zu lassen und zwar einfach durch den Gebrauch von differenzierterem Vokabular. Anstatt zu sagen "Ich versteh' das nicht - was juckt ihn das?" könnte man sagen "Ich begreife nicht, warum ihn das so sehr kümmert." Oder anstatt "Es ist keine gute Idee den Bus zu nehmen, der ist zu langsam." könnte man sagen "Der Bus ist keine wirksame Art und Weise dort hin zu gelangen, da er dazu tendiert spät anzukommen und häufige Zwischenstopps einzulegen."
Zusammengefasst, höflich erklärende Sprache im Deutschen konzentriert sich darauf, klarer zu sein, da es den Gebrauch von genaueren Wörtern verlangt. Höfliche fragende Sprache ist weicher, um mehr provisorisch zu klingen.
Diese beiden Sprachstile bilden auch in anderen Sprachen den Kern der Höflichkeit. Schließlich ist das zu Grunde liegende Konzept das gleiche - ein Untergeordneter versucht mit einem Vorgesetzten zu sprechen, ohne beleidigend zu sein. Daher ist Klarheit in den Aussagen die gemacht werden wichtig, während Indirektheit einen besserer Weg bietet, um Fragen zu stellen oder etwas zu erbitten.
Der Unterschied besteht darin, dass die deutsche Sprache (wenn man von Du und Sie absieht) all dies verwirklicht, in dem sie einfach anderes Vokabular benutzt, welches trotzdem Teil des gewöhnlichen Vokabulars ist. Sie werden normalerweise nicht als besondere "höfliche" Wörter herausgestellt. Zweifellos sind unsere höflichen Wörter nicht so direkt wie die -masu Form des Japanischen.
Also - wenn ich so keck sein darf - möchte ich behaupten, dass Höflichkeit im Deutschen (auf eine gewisse Art und Weise) schwieriger ist als im Japanischen. Der ordnungsgemäße Gebrauch ist nicht so klar umrissen; man muss ein bisschen improvisieren und einfach "wissen" welche Wörter höflicher klingen als andere. Es gibt keine ganze abgesonderte Sprache, die man benutzt und in der man sich sicher fühlen kann, dass man angemessen höflich ist. (Die Schattenseite dieser Tatsache ist, dass gerade weil Höflichkeit im Japanischen so sehr festgelegt ist, werden Sie schwerlich eine Ausrede finden, warum Sie etwas falsch gesagt haben, und es mag weniger Toleranz für Fehler geben.)

Text aus dem Englischen übersetzt von Mathias Bader

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